Kinder trauern. Jeder kann sich an Erlebnisse von Verlust und Abschied in der eigenen Kindheit erinnern. In dieser Zeit gibt es aber gleichzeitig ständig Veränderungen, neue Eindrücke und Entwicklungen. Für die Umwelt sind die Reaktionen der Kinder dann manchmal schwer zu verstehen und ein Angehöriger, der die eigene Trauer erleben muss, sieht sich vielleicht hilflos den Trauerreaktionen des Kindes gegenüber.
Der Bedarf für eine spezielle Ausbildung zur Trauerbegleitung von Kindern und Jugendlichen ergibt sich aus der Tatsache, dass Kinder – abhängig vom jeweiligen Lebensalter – Verluste, Sterben und
Tod verschieden erleben, bewältigen und ihre Trauer entsprechend ausdrücken. Kinder wünschen sich, auch ohne Worte verstanden zu werden. Sich mit der kindlichen Lebenswelt vertraut machen und
dabei Bekanntes und Neues zu entdecken ist dafür ein wesentlicher Baustein. Trauer ist ein komplexer Prozess. Deshalb gibt es nicht nur eine Theorie oder Methode der Begleitung. Das Wesentliche
vollzieht sich durch die Persönlichkeit und Identität der Begleiterin/des Begleiters. Trauernde Menschen zu begleiten, verlangt Authentizität und die Bereitschaft, Leid nicht wegmachen zu wollen,
sondern auszuhalten und mitzutragen.
Die Ausbildung zur Begleitung trauernder Kinder & Jugendlicher umfasst:
An jedem Wochenende werden die Ebenen der Theorievermittlung, der Selbsterfahrung, der Übung und der Reflexion berücksichtigt. Dieses Lernquadrat verlangt Flexibilität, um sich auf den
unterschiedlichen Ebenen innerhalb einer Ausbildungseinheit zu bewegen.
Die Ausbildung umfasst neun Wochenenden. Der Gesamtkurs wird von den beiden AusbildungsleiterInnen begleitet, die die inhaltliche Verbindung der einzelnen Einheiten gewährleisten, Übergänge
vermitteln und den gruppendynamischen Prozess reflektieren. Die Einheiten haben sich aus den langjährigen Erfahrungen in der Trauerbegleitung entwickelt und unterliegen der ständigen
Weiterentwicklung. Die jeweiligen Inhalte werden sowohl vom Leitungsteam als auch von externen Referent*innen vermittelt, die sich in ihrem Fachgebiet und in der Auseinandersetzung mit den Themen
Sterben, Tod und Trauer besonders qualifiziert haben.
Ziel der Ausbildung ist es, die TeilnehmerInnen zu befähigen, Kinder und Jugendliche in ihrer Einzigartigkeit vor dem Hintergrund des jeweiligen Entwicklungsstandes wahrzunehmen und sie in ihrem
individuellen Trauerprozess zu begleiten. Die Bezugspersonen angemessen mit einzubeziehen ist ein ebenso wichtiger Baustein der Ausbildung wie der Transfer in den Alltag der Kinder und
Jugendlichen. Die TeilnehmerInnen lernen, wie sie Kindern und Jugendlichen mit Achtsamkeit, Einfühlung und Wissen um deren Möglichkeiten, Fähigkeiten und Grenzen begegnen. Sie lernen, wie sie die
Trauer aushalten, sich von den jungen Menschen leiten lassen und Angebote machen: zuhören, nachfragen, schreiben, malen, Musik machen/hören, Bücher und Texte lesen, Rituale entwickeln und vieles
mehr.
Von besonderer Bedeutung ist auch die gemeinsame Zeit vor Ort und daher sind die Übernachtungen und die gemeinsamen Mahlzeiten aller Teilnehmenden sowie der ReferentInnen im Tagungshaus ein
wesentlicher Teil des Konzeptes.
Nach Beendigung der Qualifikation besteht die Möglichkeit, an jährlich stattfindenden Vernetzungstreffen, Workshops sowie Fortbildungen teilzunehmen, um sowohl den fachlichen Austausch als auch
das stärkende Miteinander fortführen.
Nach dem erfolgreichen Abschluss sind die Teilnehmer*innen befähigt, eigenverantwortlich trauernde Kinder und Jugendliche in Einzelgesprächen und in Gruppen bei erschwerter und nicht-erschwerter Trauer zu begleiten, bei traumatischer Trauer zu stabilisieren sowie Projektaufbau in verschiedenen beruflichen Kontexten zu leisten.
Die Ausbildung (220 Stunden) entspricht der Großen Basisqualifikation Trauerbegleitung gemäß Bundesverband Trauerbegleitung e.V. (BVT). Bei der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen ist sie als Fortbildung mit 279 Punkten akkreditiert.
Menschen, die im psychosozialen, therapeutischen, seelsorgerischen sowie medizinischen Bereich oder im Bestattungswesen tätig sind und bereit sind, sich mit dem eigenen Trauerweg auseinander zu setzen; berufsgruppenübergreifend.
Ein ausreichender Abstand zu einem eigenen Todesfall und Reflexionsmöglichkeit des eigenen Prozesses sind notwendig. Ebenso wie die Bereitschaft, über Selbst-erfahrung im Umgang mit Abschied, Verlusten, Sterben, Tod und Trauer zu lernen. Zur Erlangung des Zertifikats wird die durchgehende Teilnahme an allen Kursabschnitten und das Erstellen einer Abschlussarbeit vorausgesetzt. Eine Anmeldung zu einzelnen Kursabschnitten ist nicht möglich.
Sollte die Teilnahme aus unvorhersehbaren Gründen häufiger als bei zwei Kurseinheiten nicht möglich sein, werden statt des Zertifikats Teilnahmebescheinigungen für die absolvierten Abschnitte ausgestellt.
Die Aufnahme oder Ablehnung bzw. Zurückstellung (ggf. Warteliste) erfolgt nach der Anmeldung. Sie werden entsprechend informiert. Die TeilnehmerInnenzahl ist auf ca. 20 beschränkt. Das Leitungsteam behält sich vor, nach dem Einführungsseminar über die endgültige Zusammensetzung des Kurses zu entscheiden.
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